Wie läuft eine Orientierungsrallye ab und was passiert da? Darauf versuchen wir Euch hier eine Antwort zu geben. Jede Rallye ist natürlich anders, aber es gibt doch wesentliche Gemeinsamkeiten. Vor dem Start jeder Tour erhaltet Ihr ein Bordbuch. Anhand eines Bordbuches kann man auch am besten erklären, was bei einer Orientierungsrallye auf Euch zukommt.
Aber bleiben wir erstmal im organisatorischen Ablauf. Mit der Ausgabe des Bordbuches findet meistens auch die Registrierung und das Entrichten der Startgebühr statt. Außerdem erhaltet Ihr eine Startnummer, die Ihr an Eurem Fahrzeug befestigen müsst.
Vor dem Start gibt es noch eine Fahrerbesprechung, an der aber nicht nur der Fahrer teilnehmen sollte. Dabei werden zusätzliche Infos oder auch Korrekturen bekannt gegeben. Und Neulinge haben Zeit Ihre Fragen loszuwerden.
Aber nun zum Bordbuch: Es ist das wichtigste Dokument für die Tour, sozusagen Euer Reiseführer. Es enthält neben allgemeinen organisatorischen Informationen in der Hauptsache die zu fahrende Route. Jeder Veranstalter setzt dabei auf andere Schwerpunkte und Orientierungstechniken. Hier seht ihr einen Ausschnitt aus einem Bordbuch, wie es bei unseren „Greifentouren“ verwendet wird:
Ihr seht die Route nicht wie gewohnt als Karte, sondern in tabellarischer Form. Jede Zeile der Tabelle beschreibt einen Tourabschnitt mit Hilfe von Symbolen und Entfernungen. Anhand dieser Angaben müsst Ihr Euch also in der Realität an den Verkehrswegen orientieren und den richtigen Verlauf der Tour herausfinden.
Die Bordbuchzeichen stellen Straßenkreuzungen, Bahnübergänge, Brücken u.ä. aus der Vogelperspektive in symbolischer Form dar, wobei der untere Strich immer die ankommende Richtung angibt und ein Pfeil die zu fahrende Richtung.
Die Abschnittsdistanz ist die Entfernung in Kilometern zwischen zwei Bordbuchzeichen. Die Entfernung wird dabei immer auf die Mitte der in den Bordbuchzeichen dargestellten Situationen bezogen, also z.B. Mitte der Kreuzung zu Mitte einer Brücke. Da in der ersten Tabellenzeile das Startzeichen mit der Distanz 0,00 km steht, bezieht sich die Angabe in jeder Zeile immer auf die Distanz zum vorherigen Bordbuchzeichen.
Die Etappendistanz ist die Entfernung in Kilometern vom Startpunkt. Sie entspricht also immer der Summe der Abschnittsdistanzen seit dem (Etappen-)Start und dient zur Abschätzung, welcher Anteil an der Etappe bereits bewältigt worden ist.
In der Tabelle stehen für den jeweiligen Tourabschnitt aber auch Hinweise zu Prüfungen, Kontrollen bzw. zu lösende Kontrollaufgaben. Die wichtigsten sind nachfolgend für Euch beschrieben.
Prüfungen
Bei der Gleichmäßigkeitsprüfung (Abkürzung : GP) muss eine begrenzte Strecke mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit, meist zwischen 20 und 50 km/h, gleichmäßig durchfahren werden. Die Prüfung wird von den Organisatoren mit vorgegebener Uhrzeit gestartet und zur Kontrolle zwischendurch und am Ende die gefahrene Zeit gestoppt. Abweichungen von der Sollzeit führen zu Fehlerpunkten.
Sonderprüfungen (Abkürzung: SP) sind meistens am Beginn oder Ende von Touretappen abzulegen. Hier ist der Fantasie der Organisatoren keine Grenze gesetzt. In der Regel wird die besondere Geschicklichkeit des Fahrers gefordert, z.B. das möglichst exakt mittige Einparken zwischen zwei Kegeln, bei dem Abweichungen nach vorn oder hinten zu Fehlerpunkten führen.
Orientierungs-Kontrollen
In der Tabelle stehen für den jeweiligen Tourabschnitt aber auch Hinweise zu Kontrollen bzw. zu lösende Kontrollaufgaben. Sie dienen dazu, um in der Auswertung beurteilen zu können, ob die Strecke vollständig und in der richtigen Reihenfolge gefahren wurde.
Orientierungskontrollen können in verschiedener Weise erfolgen und auch miteinander kombiniert werden. Die häufigsten sind:
Stumme Wächter: An der Fahrstrecke sind an Bäumen Nummern oder Buchstaben aufgehängt, die während der Fahrt zu erkennen sind und an der jeweiligen Stelle im Bordbuch eingetragen werden müssen. Fehlende Einträge führen zu Fehlerpunkten. Buchstaben ergeben manchmal ein Lösungswort, das mit Extrapunkten belohnt wird.
Während der Strecke werden alle Ortsdurchfahrten die mit einen grünen oder gelben Ortsschild auf der rechten Seite gekennzeichnet sind auf die Bordkarte notiert. Somit weiß der Veranstalter das die Teilnehmer auf den Richtigen weg gefahren sind. Pro vergessenen Ortschild gibt es Fehlerpunkte
Orientierungsaufgaben: Im Bordbuch werden Aufgaben gestellt, die nur bei korrekt befahrener Strecke beantwortet werden können, z.B. Welche Hausnummer hat das Gebäude auf dem Eckgrundstück an dem links abgebogen wird ? Ungelöste oder falsche Antworten im Bordbuch ergeben Fehlerpunkte.
Die Ergebnisse dieser Kontrollen werden durch den Beifahrer selbständig im Bordbuch eingetragen. Manchmal werden auch separate Bordkarten verwendet. Eine Bordkarte ist ein loser Bestandteil des Bordbuchs und wird meistens am Ende einer Etappe zur Kontrolle eingezogen.
Durchfahrtskontrolle: Von den Organisatoren wird das Passieren der Durchfahrtskontrolle (Abkürzung: DK), gerne nach komplizierten Streckenabschnitten, durch Stempel im Bordbuch oder Bordkarte dokumentiert. Fehlende Stempel ziehen Fehlerpunkte nach sich.
Zeit-Kontrollen
Mehrere Tourabschnitte werden zu einer Etappe zusammengefasst, für deren Bewältigung ein Zeitlimit angegeben ist. Zeitkontrollen (Abkürzung. ZK) dienen der Kontrolle der Zeitlimits für die einzelnen Etappen der Tour und sind ähnlich den Durchfahrtskontrollen, nur dass mit dem Stempel zusätzlich auch die Uhrzeit notiert wird. Beachtet jedoch, dass in die Zone der Zeitkontrolle exakt zur erforderlichen Minute eingefahren wird. Ist z.B. das Zeitlimit 15:00 Uhr, muss die Zeitkontrolle zwischen 15:00 Uhr und 15:01 Uhr angefahren werden. Erfolgt die Einfahrt zu früh oder zu spät hagelt es Fehlerpunkte.
Geschwindigkeitskontrollen gibt es nicht nur bei den Gleichmäßigkeitsprüfungen, sondern auch wie im echten Autofahrerleben aus dem Hinterhalt. Da ganz überwiegend auf öffentlichen Straßen gefahren wird gilt hier die StVO. Also auch das Blinken nicht vergessen ! Auch dafür gab es schon Fehlerpunkte.
Utensilien
Um die Zeit bis zum Start zu überbrücken sollten wir noch einen Blick auf die benötigten Utensilien werfen. Die müssen weder aufwendig noch teuer sein:
Ein Klemmbrett für das DIN-A4 große Bordbuch, damit man auf den Knien besser schreiben kann
Ein gut schreibender farbiger Stift, damit sich die handschriftlichen Einträge vom Schwarz-Weiß des Bordbuches abheben
Zwei oder drei verschiedene Textmarker, um besondere Stellen im Bordbuch hervorzuheben
Eine genau gehende Uhr, möglichst eine Funkuhr, für die Pünktlichkeit
Eine Stoppuhr, mit der Ihr die Gleichmäßigkeitsprüfung genauer fahrt, als wenn ihr Euch auf den Tacho verlasst.
Alles, was Ihr auch sonst für eine längere Fahrt benötigt, vor allem genug Getränke und Nervennahrung.
Na dann steht einem START doch nichts mehr im Wege !